Das Privacy Magazine "prima" wird vom Berliner Datenschutzbeauftragten zusammengestellt und herausgegeben. Die regelmäßigen - an Wochentagen täglichen - Ausgaben enthalten eine Übersicht von datenschutzrelevanten Berichten der (von uns) ausgewählten Berliner und überregionalen (deutschen) Presse.

Abkürzungen der ausgewerteten Tageszeitungen

Ausgabe vom 10. Juli 1998

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"Berliner Polizei muß die Folgen ihrer 'Sammelwut' tragen
Post für Hunderttausende vom LKA / Datenschützer moniert zu lange Speicherung von Tätern und Opfern im Computer ... Den großen Aufwand und den Ärger mit Betroffenen, die das Landeskriminalamt (LKA) mit Fragen und Beschwerden überschütteten, hat sie sich nach Ansicht des Datenschutz- beauftragten Garstka jedoch selbst eingebrockt. Sein Sprecher Volker Brozio sagte: 'Die Polizei hätte schon längst viele Daten löschen können.' ... Bleiben Daten länger als fünf Jahre im ISVB, sind die Betroffenen zu unterrichten. Diese 1992 eingeführte Benachrichtungspflicht sollte nach Auskunft des Datenschutzbeauftragten bewirken, daß die Polizei bei langfristigen Speicherungen zurückhaltend verfährt. Doch diese Erwartung der Senatsverwaltung für Inneres habe sich nicht erfüllt, weil die Polizei 'schematisch' beispielsweise alle erwachsenen Tatverdächtigen zehn Jahre lang und Kriminalitätsopfer, die Anzeige stellten, fünf Jahre lang speichere, berichtete sein Sprecher Brozio. ... 'Bei den Opfern plädieren wir seit Jahren für eine Frist von maximal einem Jahr nach Abschluß eines Verfahrens', ... Und auch bei Tatverdächtigen seien 'differenzierte und kürzere Fristen' angebracht. ... Das LKA hofft derweil, Bedenken mit einem neuen Schreiben, daß über die Aktion ausführlicher informieren soll, ausräumen zu können." FR 10.7.98 S. 4

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"Minister Mißbrauch von Stasi-Akten vorgeworfen
Nachträglich Unterlagen angefordert und öffentlich verlesen ... Der sächsische Wissenschaftsminister Hans-Joachim Meyer (CDU) ist wegen des Verdachts auf Mißbrauch von Daten unter Beschuß geraten. Der Datenschutzbeauftragte des Landes, Thomas Giesen, sagte am Donnerstag in Dresden, Meyer sei mit Stasi-Unterlagen rechtswidrig umgegangen. Er soll nach Beendigung eines Arbeitsprozesses, in dem es um die Entlassung einer Krankenschwester ging, nachträglich von der Dresdner Außenstelle der Berliner Gauck-Behörde die Stasi-Akten der betreffenden Frau angefordert haben." Tsp 10.7.98 S. 5
"Sächsischem Minister Mißbrauch von Stasi-Unterlagen vorgeworfen" FAZ 10.7.98 S. 1
"Minister soll Stasiakten mißbraucht haben" taz 10.7.98 S. 6
"Sachsen: Faust zeigt Minister an" taz 10.7.98 S. 6
"Stasi-Beauftragter zeigt Minister an" WELT 10.7.98 S. 2

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"Rasterfahndung nach Schwarzsehern
Telefonanmeldungen an die GEZ verkauft ... Dabei steht der GEZ seit Jahresbeginn ein weitaus effizienteres Mittel zur Verfügung, Schwarzseher ausfindig zu machen. Rechtliche Grundlage sind Gesetze und Verordnungen der Bundesländer. Dort wird geregelt, daß die Meldeämter ... in regelmäßigen Abständen ihre Daten übermitteln müssen. Zu diesem Empfängerkreis gehören auch öffentlich-rechtliche Stellen wie die Rundfunkanstalten, ... Aus einer Stellungnahme von Peter Günther, Referent beim Niedersächsischen Landesbeauftragten für Datenschutz, klingt Resigation heraus. Da die Länderparlamente nun einmal so entschieden haben, sei 'das Kind in den Teich gefallen'. Der Datenschützer bemängelt, daß die GEZ quasi die Möglichkeit einer Rasterfahndung hat - diese ist selbst den Polizeibehörden verwehrt -, und dabei auch Grundinformationen über die vielen Einwohner erhalte, die gar keine GEZ-Schuldner seien." c/t 1998, Heft 14

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"Bundesrat berät über Auskunftspflicht
Der Bundesrat beschäftigt sich heute mit der umstrittenen Änderung des Sozialgesetzbuches, wonach künftig Sozialleistungsträger wie Arbeitsämter oder Sozialversicherungen die Anwesenheit von gesuchten Personen in ihren Amtsstuben auf Polizeianfrage melden müsse. Wegen Datenschutzbedenken gegen die vom Bundestag am 18. Juni beschlossene Neuregelung wollen zumindest die rot-grünen Landesregierungen von Hamburg und Nordrhein-Westfalen den Vermittlungsausschuß von Parlament und Länderkammer anrufen." taz 10.7.98 S. 6
"Auskunftspflicht" BerlZtg 10.7.98 S. 5

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"Schlapphüte auf dem Kriegspfad
Verfassungsschutz 'bearbeitete' Gauck-Behörde mit Geheimdienstmethoden ... Behördensprecher Johann Legner sprach von dem einmaligen und unerhörten Vorgang in der Geschichte der Bundesrepublik, daß ein Landesamt für Verfassungsschutz nachrichtendienstlich gegen eine Bundesbehörde vorgeht. ... Falls sich nämlich der Thüringer Verfassungsschutz konspirativ Zugang zu ausschließlich für antragstellende Dienststellen bestimmten Auskünften verschafft habe, sei dies ein eklatanter Verstoß gegen den Datenschutz, der die Datenschutzbeauftragte des Landes auf den Plan rufen müsse, sagte Legner dem ND." ND 10.7.98 S. 5
"Versteckspiel mit der Gauck-Behörde
Bei Enttarnung eines Agenten in der Landesregierung geriet Thüringer Verfassungsschutz ins Zwielicht ... Gestern trafen sich in Berlin der Staatssekretär im thüringischen Innenministerium, Gregor Lehnert, der Präsident des Landesamtes für Verfassungsschutz (LfV) des Freistaates, Helmut Roewer, und der Direktor des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen, Peter Busse, zu einer Krisensitzung. Das Treffen endete mit einer 'Friedenserklärung'. ... Die Gauck-Behörde 'nimmt mit Erleichterung zur Kenntnis, daß diese Karte nicht im Rahmen einer nachrichtendienstlichen Maßnahme erlangt wurden.' Wie es zu dieser nicht den Vorschriften entsprechenden Herausgabe kam, werde ermittelt." MoPO 10.7.98 S. 5

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"Kiel stimmt im Bundesrat gegen Asyl-Kompromiß
... Auch bei der Novelle zum Bundesgrenzschutzgesetz wird sich Schleswig-Holstein heute im Bundesrat der Stimme enthalten, ... Zur Bekämpfung organisierter Kriminalität können BGS-Beamte im Grenzbereich von 30 Kilometer Tiefe auch ohne konkreten Verdacht Personenkontrollen vornehmen. Künftig sollen solche Identitätsfeststellungen durch den BGS auch über den Grenzsektor hinaus auf Bahnhöfen, Bahnanlagen, in Zügen sowie auf den vom Grenzschutz betreuten Flughäfen ermöglicht werden. WELT 10.7.98

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"Länder wollen Datei einrichten
Die Ministerpräsidenten der Länder haben der Einrichtung einer zentralen Geldwäschedatei 'im wesentlichen' zugestimmt." ND 10.7.98 S. 4

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"Keine Stasi-Überprüfung für Professoren in Kassel
Sollte die Gauck-Behörde auch westdeutsche Angestellte im öffentlichen Dienst auf eine Stasi-Mitarbeit durchleuchten? Zumindest nicht bei uns, beschloß jetzt eine Gesamthochschule" taz 10.7.98 S. 7

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"Kritik am Anlegerschutz
... Schließlich monierte die AgV-Geschäftsführerin den unzureichenden Datenschutz bei Online-Geschäften, weil dabei Kunden- oder Kreditkartennummern abgefangen werden könnten." HB 10.7.98

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"Noch mehr Finanzhaie schnappen nach Opfern
Verbraucherschützer rügen Gesetzänderungen zum Nachteil von Geldanlegern / Aufsicht erstickt in Antragsflut ... Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände (AgV) ... Bonn müsse Konsumenten einen generellen Anspruch auf Offenlegung von Informationen seitens der Wirtschaft oder der Behörden über Produkte und Dienstleistungen einräumen." FR 10.7.98 S. 13

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"Unamerikanisch ängstlich
Die USA tun sich mit dem Thema Kryptographie recht schwer" Tsp 10.7.98 S. 30

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"PC-Experte im Fizman-Prozeß
Computer lügen nicht" SZ 10.7.98 S. 3
"Gutachten belastet Rainer Körppen schwer
Erpresserbriefe auf Festplatte seines Computers rekonstruiert" FAZ 10.7.98 S. 12




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